15.9.2020. Die Nachricht vom Brand in Moria ließ uns sofort an den Bruder unseres afghanischen Freundes Ata denken. Er hatte es Anfang des Jahres nach zwei Jahren in der Türkei, wo er viel Rassismus erleben musste, endlich nach Griechenland geschafft . Endlich Europa, voller Hoffnung, dass es ihm dort besser ergehen würde als auf seiner bisherigen Flucht und endlich seinem Bruder in Osnabrück ein Stückchen näher. Doch die Situation in Moria entpuppte sich als Hölle. Ein Leben unter schlimmsten hygienischen und medizinischen Bedingungen auf engstem Raum, angefeindet von Teilen der griechischen Bevölkerung, die zum rechten Lager gehören. Von der Polizei verhaftet und verprügelt, nur weil er bei einer Demonstration anwesend war. Und das alles auf europäischem Boden. Kontakt zu seinem Bruder Ata in Osnabrück hat er nur, wenn es mal ein offenes Netz gibt, oder ein anderer Geflüchteter Geld hat um sein Handy aufzuladen und so einen Hotspot geben kann. So auch in der Nacht als es brannte. Er meldete sich bei Ata mitten in der Nacht, als er auf der Flucht aus dem brennenden Moria war.Ata solle sich keine Sorgen um ihn machen , wenn er am nächsten Morgen hören würde, dass Moria abgebrannt sei. Seitdem ist die Hölle noch schlimmer geworden. Nun hat er gar nichts mehr, nur das, was er am Körper trägt. In das neue Lager der Griechen möchte er nicht gehen, aus Angst dort nicht mehr heraus zu kommen. Es gibt Gerüchte, dort würden den Geflüchteten die Handys abgenommen, also ihre einzige Möglichkeit Kontakt zu Angehörigen zu halten. Aber auf jeden Fall wird stimmen, dass sie dort keine Steckdosen zu Aufladen haben und WLAN gibt es natürlich auch nicht. Es sind ja noch nicht einmal Dixi-Klos in den ersten Tagen vorhanden gewesen und die Essens- und Wasserversorgung war minimal. Wir versuchen so gut es geht Atas Bruder von Osnabrück aus mental, aber auch mit Geld zu unterstützen, damit er sich etwas Warmes zum Anziehen, einen Schlafsack, aber auch Essen und Trinken kaufen kann. Wenn er von der Polizei geschnappt wird und doch noch ins Lager muss, werden wir ihm nicht mehr über Western Union Geld schicken können.
Ata musste 2016 Hals über Kopf aus Afghanistan fliehen und hatte es bis nach Osnabrück geschafft, wo er sich bereits sehr gut integrieren konnte. Er spricht mittlerweile sehr gut deutsch und macht eine Ausbildung zum Sozialpädagogischen Assistenten. Darüber hinaus engagiert es sich ehrenamtlich in dem Projekt FAIRES KÄMPFEN für Toleranz und Integration. Ein Judoprojekt, das es seit 2015 in Osnabrück, unter dem Dach der Bürgerstiftung Osnabrück, gibt. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Polizeihauptkommissar Sebastian Häfker. Ziel des Projektes ist es, sowohl junge Geflüchtete, als auch in Deutschland beheimatete Menschen zusammen zu führen, Berührungsängste abzubauen und spielerisch Werte wie Respekt, Toleranz, Hilfsbereitschaft und Höflichkeit zu vermitteln.
Ata führt also ein Leben in Deutschland, wie andere hier geborene auch. Geben wir diesen Menschen ein Zuhause, die Chance ein lebenswertes Leben zu führen und dies nicht nur denen, die bereits hier sind, sondern auch den Menschen, die noch auf Lesbos regelrecht gefangen sind. Lassen wir Familien wieder zusammenkommen.
Osnabrück und andere Städte wollen für weitere Menschen ein sicherer Hafen sein. Wir haben den Platz, die Kraft, die Mittel und den Willen die Menschen aus großer Not aufzunehmen.
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